Wir schreiben den 15. Dezember. Gerade bewundere ich ein Foto, das mir eine Freundin aus den Schweizer Bergen geschickt hat – es zeigt eine tief verschneite Winterlandschaft. Von anderen Freunden bekommen wir Glühwein-Grüsse von Zürcher Weihnachtsmärkten und die Schweizer Journalisten berichten von einem Kälteeinbruch. Aus der Ferne betrachtet ist es in unserer Heimat gerade so richtig schön weihnachtlich und gemütlich geworden. Es ist die Zeit im Jahr, in der man sehr gerne zu Hause ist (so geht es mir zumindest), sich gemütlich ins Sofa kuschelt, Filme schaut oder etwas Leckeres kocht. Als Gegenpol zum Vor-Weihnachtsstress ist das Zuhause auch ein willkommener «Ankerpunkt», ein Ort an dem man seine Batterien auftankt.

Mirko und ich erleben gerade das pure Gegenteil. Wir befinden uns im «Feuerland, Tierra del Fuego», in der kleinen Stadt Ushuaia, die rund 13’500 km (Luftlinie) von der Schweiz entfernt ist. In den letzten drei Wochen haben wir zahlreiche Wanderung in Patagonien unternommen und fast jede Nacht in einem anderen Bett und oft auch in unserem Zelt geschlafen. Weihnachtsstimmung ist dabei so gar nicht aufgekommen. Zumal wir auch den Frühsommer auf der südlichen Hemisphäre erleben, Adventskalender in Chile und Argentinien kein Thema sind und die lokale Wirtschaft hier generell viel weniger die Merry-Christmas-Werbetrommel rührt (wie angenehm!).

Gerade während solch intensiven Reise- und Entdeckungsphasen habe ich gar keine Zeit dafür, mich nach einem im klassischen Sinne örtlich gebundenes «Zuhause» zu sehnen. Denn als Reisende sind die Sinne anderweitig geschärft und alles was man möchte, ist, Neues zu sehen und zu erleben. Solche Phasen bieten eine fast süchtig-machende Mischung aus Adrenalin, Nervenkitzel, Entdeckerfreude und Glücksgefühlen. Der Preis, den man als Reisende jedoch dafür zahlt, ist, zumindest vorübergehend, der bewusste Verzicht auf einen Ankerpunkt, auf eine Wohlfühloase, ein Zuhause. (Der Romantiker würde mir jetzt entgegnen: «Das Zuhause ist doch dort, wo deine bessere Hälfte ist.» – Da kann ich mit einem Augenzwinkern sagen: Auch wenn das Reisen zu Zweit vieles einfacher macht und man Erlebnisse stets teilen kann, ersetzt es doch nicht zu 100% ein Zuhause im klassischen Sinne.) Und auch wenn es mich mittlerweile nicht mehr anstrengt, jede Nacht in einem neuen Bett zu schlafen – meine Toleranz was ein Mindestmass an Sauberkeit und nötiger Einrichtung eines Hostelzimmers betrifft, hat sich signifikant vergrössert – ist es schön, hin und wieder auch unterwegs einen Ort zu finden, an dem man einfach mal durchatmen und das Alltägliche geniessen kann.

Genau solch ein Ort finden wir eher zufällig in Ushuaia. Wir sind hier in einem Airbnb mit tollen Hosts eingemietet (Ely’s House). Es gibt nur gerade drei Zimmer für insgesamt sechs Reisende, eine kleine aber gut ausgestattete Küche, eine passable Internetverbindung und ein gemütliches Sofa. Schnell merken wir, dass es am «Ende der Welt» eigentlich gar nicht so viel zu sehen gibt. So entscheiden wir uns, eine Woche lang nicht wirklich viele Ausflüge zumachen und einfach ein bisschen Zeit für uns zu haben. Das haben wir wohl mehr gebraucht, als wir gedacht hätten. Denn nach ein paar Tagen als «Couch-Potato» arbeiten wir nun wieder mit frischer Freude und neuer Motivation an unserem Blog, schauen Fotos aus den vergangenen Wochen an, chatten und telefonieren mit Freunden und Familie und bereiten uns auf die nächsten Reiseorte vor. Ja, wir kochen sogar selbstgemachte Spätzli und backen Brunsli. So können wir zumindest ein Stück «Zuhause» ans Ende der Welt bringen, was mich gerade sehr erfüllt.

Vielleicht mag dieser Text etwas sentimental klingen und eine kleine Note Heimweh ausdrücken. Doch unsere Neugierde und Reiselust ist immer noch gross genug, dass wir noch ein paar Monate länger unterwegs sein werden… In diesem Sinne hoffe ich, ihr verfolgt unseren Blog weiterhin. Feedback ist natürlich auch immer willkommen. Und vergesst nicht, die Zeit in eurem Zuhause zu geniessen!

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Natalie and Mirko, Machu Picchu Peru

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