Seit etwas mehr als fünf Monaten sind wir unterwegs. Wir wechseln unseren Standort wöchentlich bis teilweise täglich. Das Fremde bestimmt unser Alltag, die Fahrt ins Unbekannte ist das, was wir suchen. Gelegentlich berichten wir hier von eindrücklichen Wandertouren und von Reisegeschichten, die erzählt werden wollen. Die Bilder die wir teilen, zeigen Höhepunkte – lächelnde Gesichter, schillernde Städte, uns fremde Kulturen und liebliche Landschaften.

Reisen heisst aber auch, dann Entscheidungen zu treffen, wenn Antworten fehlen. Und dies jeden Tag aufs Neue. Es gilt Reiserouten festzulegen und dafür Orte auszulassen, Bewertungen von Restaurants und Hostels zu vergleichen und das (hoffentlich) Passende herauszupicken, immer wieder Abschied zu nehmen und sich auf neue Begegnungen einzustellen, und dabei auch fremden Menschen zu vertrauen. Fragen, wo die nächste passable Toilette ist, an welchem Bankomaten zu den geringsten Gebühren neue Währungen beziehbar sind, ob die Anzahl Bücher auf dem E-Reader bis zum nächsten (verlässlichen) WIFI ausreichend ist, wie lange das Reise-Haarshampoo ausreicht und ob das Poulet nicht verdorben ist und das gestampfte Eis im Fruchtsaft von zuverlässiger Quelle stammt, stellen wir uns in Endlosschleife. Kann das noch unbekannte Stadtviertel auch nach Sonnenuntergang zu Fuss erkundet werden? Lohnt es sich, 100 Dollar zu sparen und anstelle des sicheren Reisezugs eine holprige Busfahrt in Kauf zu nehmen? Profitiert auch wirklich die einheimische Bevölkerung von unserem Besuch? Ist das Kartenmaterial für die nächsten Wanderung aktuell? Hält das sonnige Wetter an? Verlangt der Taxifahrer (nach angeregter Verhandlung) den fairen Preis? Kommt das Merinoshirt nach der Wäsche in derselben Grösse und Farbe zurück? Ist ein Grenzübergang per Bus sicher genug? Wie lange reicht das Reisebudget aus? Und wann ist wohl der Kaffee endlich mal wieder stark genug? …

Es gibt Reisetage, an denen jedes Puzzleteil ins Andere passt und sich ebendiese Fragen wie von selber beantworten und die Entscheidungen die richtigen sind. Solche Tage verleihen, fernab des stabilen Alltags, Ruhe und Sicherheit. An anderen Tagen bleiben die Antworten teilweise bis gänzlich aus. Aber auch das ist gut so. Solche Tage lehren uns Reisende, sie halten uns wach, fordern Kreativität und sorgen für neue Erfahrungen. Ob kurze oder lange Reise, in fremde oder nahe Länder – ein bisschen Ungewissheit und dann eine gesunde Portion Mut in Kombination mit dem richtigen Bauchgefühl tut wohl jedem Reisenden gut. Denn, da zitiere ich gerne Paulo Coelho (Randbemerkung: «Der Alchimist» ist eine Pflichtlektüre für Reisende), «Es gibt nur eine Möglichkeit zu lernen« […] »Und das ist durch Handeln. Alles, was du wissen musst, hat dich die Reise gelehrt.«

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Natalie and Mirko, Machu Picchu Peru

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