Alaska. Das ist die erste Destination, die Mirko auf seine Reisewunschliste bei der Planung unserer Reise packt. Auch ich bin begeistert von diesem Reiseziel. Hier wollen wir wandern und die Wildnis entdecken. Schnell entscheiden wir uns, mit unserem Van den langen Weg von Westport in Washington bis nach Fairbanks am 65. Breitengrad – und wieder zurück – zu fahren. (Hier halten wir unsere Route fest.)

Nach ein paar wunderschönen Tagen in Valdez und Anchorage (Mirko berichtet von unseren ersten Alaska-Highlights) locken uns 24’585 km² Tundra, etliche Bergzüge und wilde Tiere in den Denali-Nationalpark. Wir werden nicht enttäuscht. Im Gegenteil. Ein paar Eindrücke, die Mirko (als Rentier getarnt ;-)…) und ich vom 19. bis 21. Juni 2018 mitnehmen dürfen, fasse ich hier zusammen.

Holprige Busfahrten

Der Nationalpark verspricht unberührte, überwältigende Natur. Und unberührte Natur bleibt (leider) nur dann tatsächlich unberührt, wenn Touristen an die Hand genommen werden. Der grösste Teil aller Denali-Besucher erleben deshalb den Park hauptsächlich als holprige «Bus-Safari». Es gibt im Park nur eine Strasse, die sich 89 Meilen durch die Tundra und über mehrere Bergpässe schlängelt. Auch wir müssen den Bus über diese Strasse nehmen, um zu unseren Campingplätzen zu gelangen.

Unterwegs beobachten wir Rentier-Herden, Elche, Füchse und zwei Mal eine Grizzly-Mutter mit jeweils zwei Jungen. Es fühlt sich ein bisschen an wie auf einer Klassenfahrt; in den Bussen wir gepicknickt, Fotos werden geknipst, Reisegeschichten ausgetauscht und die Busfahrer geben ihren trockenen, alaskischen Humor zum Besten. Auch die Heerscharen Moskitos, die die sumpfige Tundra besiedeln, lassen uns hier weitgehend in Ruhe. Doch trotz des Komforts sind wir schnell mal froh, den Massen zu entkommen, aus dem Bus zu steigen, einige Kilometer selbst zu laufen (wir finden, der schönste Trail ist der kurze, dafür umso steilere Eielson Alpine Trail beim Eielson Visitor Center) und zwei Nächte im Park zu campieren. So sehen wir den Park bei verschiedenen Tages- und Nachtzeiten und können unser Tempo selbst bestimmen. Denn, so merke ich, erst wenn man für ein paar Stunden alleine ist, spürt man die Magie der Wildnis von Alaska. Ich kriege jetzt noch Gänsehaut, wenn ich an die schier endlose Weite zurückdenke und an die Stille, die höchstens durch das Brummen der Moskitos und das Rauschen des Windes in den Bäumen unterbrochen wird.

Kochen in Gesellschaft

Die Campingplätze im Denali-Nationalpark sind, wenn auch mit «Frontcountry» gelabelt, mitten in der Wildnis. Deshalb ist Kochen beim eigenen Zelt ein No-Go. Es gibt aber spezielle Kochplätze. Dies, um Düfte, die Wölfe oder Bären anlocken würden, möglichst zu bündeln und somit unerwünschte nächtliche Zeltbesucher zu vermeiden. Meiner Meinung nach aber der grösste Pluspunkt dieser «Cooking Shelter» ist, dass man in Gesellschaft von Campern aus aller Welt Abendessen kocht. Es mischen sich hier nicht nur diverse leckere Düfte in der Luft, sondern man tauscht auch die abenteuerlichsten Geschichten aus. So lernen wir einen Pensionär aus Fairbanks kennen, der leicht bepackt mit dem Fahrrad durch den Nationalpark radelt. Eine Familie, die schon an zehn Orten in den USA wohnte, weil der Vater der U.S. Army dient und hier in der Natur Ruhe und Ausgleich sucht. Wir tauschen uns mit Scott aus, einem Familienvater und Ingenieur auf Reisen (mit Rollkoffer, da er den Campingausflug sehr spontan buchte) und zwei Lehrerinnen, die soeben einem Elch über den Weg gelaufen sind und davon schwärmen. Wir sprechen aber auch mit einem jungen indischen Ehepaar, das nicht genau weiss, wie man ein Zelt aufstellt und beneiden beobachten eine chinesische Reisegruppe, wie sie eine riesige Kühlbox voll Rindfleisch, Gemüse und Reisnudeln mit sich schleppt und ein exzellentes chinesisches Abendessen kocht. Ich fühle mich wohl in dieser geselligen Runde und esse herzhaft meine Portion Penne, mit viel Parmesan.


Die Nordwand

Der zweite Tag verbringen wir im Herzen des Nationalparks. Wir fahren die restlichen 54 Meilen mit dem Bus in den Park hinein; näher zum Berg Denali werden Touristen nicht gebracht. Tagsüber ist der Himmel bewölkt und wir können die Bergspitze von Mount Denali nur schwach erahnen. Ranger erzählen uns, dass man die Bergspitze nur an jedem fünften Tag komplett sieht. Wir hoffen daher immer noch, dass sich die Wolkendecke bis am Abend lichtet… Doch die lange Fahrt, die kleineren Wanderungen und Eindrücke tagsüber machen uns müde und so legen wir uns nach dem Abendessen um 9 Uhr ins Zelt und schlafen ein. Zum Glück erwachen wir gegen 23 Uhr nochmals und merken: Die Nordwand des Denali ist orange-pink beleuchtet, fast keine Wolke ist mehr in der Nähe. Die meisten Camper schlafen schon und alles ist still. Ich blicke zum Berg und nehme diese Erinnerung, eingefangen von Mirko, mit mir mit:

Denali ist übrigens der höchste Berg Nordamerikas und gehört mit seinen 6190 Metern zu den Seven Summits. Bis 2015 hiess der Berg Mount McKinley. Er wurde in diesem Jahr in Abstimmung mit dem Präsidenten Obama im Zuge des wachsenden Respekts vor den Traditionen der indianischen Ureinwohner auf den indigenen Namen Denali, «der Hohe», rück-benannt.

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Natalie and Mirko, Machu Picchu Peru

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